· 

Frauenpower für den Frieden

Auch am heutigen Weltfriedenstag kommen sie im früheren Pfarrgarten zusammen. 36 Frauen aus zehn Ländern der Welt halten zur Zeit bei Rahmana Dziubany in Golzow ein jährliches Treffen ab. Viele von ihnen leisten an ihren Lebensorten ihren Beitrag für eine bessere Welt.

Es ist Mittagszeit. Nach und nach finden sich die Frauen an den Tischen zwischen Bäumen und Sträuchern im großen Garten des ehemaligen Pfarrhauses zum gemeinsamen Essen ein. Viele lächeln entspannt, unterhalten sich fröhlich auf Englisch, eine junge Frau lässt sich von einer älteren etwas erklären und umarmt sie dankbar. Zwei andere halten sich, ins Gespräch vertieft, fest an den Händen.

 

Zum achten Mal treffen sich Frauen aus aller Welt bei Rahmana Dziubany, die in Golzow ein Gäste- und Seminarhaus sowie die Bildungswerkstatt Berlin-Brandenburg betreibt. Für Interessentinnen ist das fünftägige Seminar unter dem Titel "Heckenreiterinnen & Shaktiretreat - Rat der Frauen" angekündigt. "Friedensfrauentreff" übersetzt die 56-Jährige schlicht.

 

In den Vorjahren waren es meist um die 20, die in Golzow abseits vom Alltag und in vielen Fällen weit entfernt von ihren Heimatländern erst einmal den inneren Frieden suchen. "In diesem Jahr haben wir unsere eigenen Rekorde gebrochen", sagt Rahmana Dziubany. 36 Frauen - die unter anderem Wurzeln in Bolivien oder Italien haben und in Frankreich, Schweden, Dänemark, Deutschland und anderen Ländern leben - sind sie diesmal.

 

Wie das kommt? "Weil es Zeit dafür ist", sagt Mariam Baker (66), "es ist nötig". Dass sie so viele sind, gebe ihnen "viel Kraft, um unsere Arbeit als Friedensaktivistinnen weltweit zu tun". Die US-Amerikanerin, die einst Schauspiel und Tanz studiert hat, leitet das Seminar als spirituelle Lehrerin. Ihr Ziel: "die Qualität von Liebe, Harmonie und Schönheit im tiefsten Innern wachrufen, so dass wir Diplomatinnen sein können für den Frieden und alles Leben auf der Erde".

"Das ist real, überhaupt nichts Esoterisches", sagt Farida Cousins, eine Frau in den Fünfzigern aus Nordengland. "Wir arbeiten alle praktisch." Sie selbst etwa arbeite mit mehrfach Behinderten, erzählt sie, Menschen, die ein hohes Gewaltpotential aufweisen und sie auch schon geschlagen haben. "Ich verbinde mich mit ihnen, helfe ihnen zu fühlen, dass sie gesehen werden." Dabei nutzt sie unter anderem die "Tänze des universellen Friedens", wie sie die Frauen auch in Golzow praktizieren.

 

Sie selbst habe durch die Tänze Heilung erfahren, erzählt Mischka, eine 28-jährige Tschechin. "Als Zigeunermädchen habe ich seit meiner Kindheit Rassismus erlebt, wurde bedroht, man hat Dinge nach mir geworfen." Inzwischen Massagetherapeutin und Yogalehrerin, wolle sie die in der Gemeinschaft erlebte Kraft teilen, "mit allen Menschen, die sich verloren oder klein fühlen", sagt sie nun.

 

Zubin Nur Westrik aus den Niederlanden bezeichnet sich als Friedensaktivistin seit Teenagertagen. In Deutschland habe sie als Grundschullehrerin für die englische Armee gedient, erzählt sie. "Da hatten sie auf einmal eine, die über Frieden und Umweltthemen sprach statt über Krieg." Heute arbeite sie unter anderem mit Obdachlosen und als Begleiterin Sterbender. "Das Treffen bringt mir Kraft, deshalb kann ich so viel für die Gemeinschaft tun", sagt die 62-Jährige.

 

Zu den Stammgästen in Golzow zählt Kari Fjällström, in Alaska geborene Schwedin mit deutsch-irisch-norwegischen Wurzeln. Aus ihrer Herkunft habe sie gelernt, dass sie aufstehen und sprechen müsse: "über Genozid, über Rassismus, über Sexismus". In der kommenden Woche berichtet die 66-Järige Schulkindern in Oderberg aus der Geschichte ihrer Familie.

 

Bis Sonntag holen sich die Frauen aus aller Welt Kraft in Golzow, meditieren, tanzen, erzählen von sich und hören den anderen zu, gehen schwimmen im See und "sind ein bisschen verrückt", wie Kristina (71) sagt. Vielleicht sind die Stimmen der Frauen auch zu hören, wenn sie ihre Friedensbotschaft vom Biorama-Wasserturm aus in alle Himmelsrichtungen singen.